Ode an die Heimat: UR-Musig - Die Schweiz in Dur und Moll

von Martin Schlappner für 'Blick' vom 13. November 1993

 

Es gibt noch die urtümliche Volksmusik, die Musik der Bergler. Cyrill Schläpfer, Musiker und Filmer, ist ihr begegnet, hat sie aufgespürt in den Bergen des Appenzellerlandes und der Innerschweiz.

Der Film „Ur-Musig“ entstand in fünfjähriger Arbeit. Gewidmet ist er „mit Respekt den traditionellen Musikern, den naturverbundenen Berglern und den sturen, querstehenden Grinden aus dem Appenzell, dem Muotatal und der Innerschweiz“.

Wem das Gehör verdorben ist durch das folkloristische Gedudel aus dem „Musikantenstadl“ im Fernsehen, der wird mit dieser ursprünglichen Volksmusik Mühe haben. Und ob jene an dem Film Freude haben, die das Jodeln und den Ländler zur Sentimentalität verzuckert haben, bleibt abzuwarten. Nicht jedermann, der sich volksmusikalisch schunkeln lässt, wird der Spur dieses ungewöhnlichen Films an den Ursprung folgen.

„Ur-Musig“ ist ein Dokumentarfilm. Doch ist er mehr als ein Dokument der völkerkundlichen Forschung nach den Klangbildern, welche die Bergler als ihre Musik ausüben und selber erleben.

„Ur-Musig“ ist ein künstlerischer Film, der fasziniert. Nicht aus dem einen Grund allein, dass die Musik echte Volksmusik ist. Darum auch und vor allem, weil er die Menschen, die Bauern und Hirten, die Männer und Frauen so zeigt, wie sie sind: Unablösbar verwachsen mit der Landschaft, in der sie ihr Leben verbringen.

Eine Landschaft die karg ist, bedrohlich auch, die Musik eine Ausdruckskraft, die hilft, bei der Arbeit auf den Almen und Hängen zu bestehen. Eine im Grundton schwermütige Musik also, sperrig oft und doch heiter, aufmüpfig sogar für den ersten Augenblick.

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